Chorgesang, irgendwo zwischen Himmel und Erde

Der Jeunesse Chor begeisterte zum Auftakt der Musica-sacra-Reihe „Final“ in der Linzer Minoritenkirche

Oberösterreichische Nachrichten,12.04.2016

Am Sonntag eröffnete der Linzer Jeunesse Chor die abschließende Konzertserie „Final“ der Musica-sacra-Reihe mit einem wunderbar zusammengestellten Programm vorwiegend englischer und skandinavischer Chormusik.
Wolfgang Mayrhofer folgt nicht den modischen Strömungen, wonach Klangflächenstücke im Trend sind und Chormusik der Renaissance zunehmend den Spezialensembles für Alte Musik überlassen wird. Er spannt mit seinem Chor einen großen Bogen von William Byrd („Laudibus in sanctis“ und „Civitas sancti tui“) und Orlando Gibbons („Hosanna to the Son of David“) bis zum 1961 geborenen Gabriel Jackson, der zurzeit ein regelrechter Star der internationalen Chorszene ist.

Stimmliche Eleganz

Dabei wird deutlich, dass der Jeunesse Chor nicht nur über eine vorzügliche Klanglichkeit verfügt, sondern dass er mit bestechender Diktion auch die heiklen polyphonen Passagen der Alten Musik zu meistern versteht, ohne die stimmliche Eleganz zu verlassen.
Dieser hat sich in den vergangenen Jahren durchaus prägnanter gestaltet, setzt passend zu den Stücken packende Akzente und scheut sich auch nicht, bei Höhepunkten wirklich exzessiv aus sich herauszugehen und so eine klangliche Bandbreite vom zarten Pianissimo bis zum volltönenden Fortissimo anzubieten. (….) weiterlesen
Da klingt nicht nur die Musik der Renaissance fein, sondern auch spätromantische Werke wie Charles Villiers Stanfords „Beati quorum via“, William H. Harris’ „Faire ist the Heaven“ oder das auf die venezianische Mehrchörigkeit zurückgreifende „Nunc dimittis“ von Gustav Holst.
Ergänzt wurde diese edle Auswahl an englischer Kirchenmusik durch Edvard Griegs „Wie bist du schön“, Trond Kvernos „Ave maris stella“, Knut Nystedts groß angelegte Motette „If You Receive My Words“ und eben das „Salve Regina“ von Gabriel Jackson. Sehr gelungen und höchst sensibel und beredt gestaltet der instrumentale Kontrapunkt, den die junge Oboistin Theresa Haglmüller mit Benjamin Brittens „Six Metamorphoses after Ovid“ op. 49 setzte. Ein rundum stimmiges, restlos begeisternd umgesetztes und höchst emotional interpretiertes Programm.
✪✪✪✪✪✪ Michael Wruss