Bruckner, gespiegelt in erlesener Chormusik
Neues Volksblatt, 11.11.2014
Der 190. Geburtstag des Ansfeldner Meisters Anton Bruckner war am Sonntagabend der rote Faden im „Musica sacra“-Konzert des Linzer Jeunesse Chors unter Wolfgang Mayrhofer, der die „Spiegelungen“ mit Sorgfalt wählte und verblüffende Parallelen an erlesener Chormusik zu Bruckner präsentierte. Ein Meister Perotin, ein Orlando di Lasso passten in der Linzer Minoritenkirche genauso wie Pierluigi da Palestrina in das an Bruckner angelehnte Programm.
Fein dosiert, sauber und auswendig erklangen die bekannten Bruckner-Motetten „Os justi“, „Ave Maria“, „Virga jesse“ sowie ein eher unbekanntes fünfstimmiges „Alleluja“ mit drei Posaunen. An Bruckners Psalm 114 (WAB 36) knüpfte der Welser Komponist Helmut Schmidinger (*1969) mit seinem neuen Auftragswerk an und versuchte mit dem Psalm 114/116 für gemischten Chor und drei Posaunen eine gelungene Fortschreibung in seiner eigenen Tonsprache: „Ich glaube, darum rede ich“. Brahms‘ Motette „Schaffe in mir, Gott, ein rein Herz“, Herwig Reiters rhythmisch anspruchsvolles „Alleluja“, zwei „Tota pulchra es“ des Norwegers Ola Gjeilo (*1978) und – als Zugabe – von Augustinus Franz Kropfreiter machten das Chorkonzert zu einem ganz besonderen Gesamtkunstwerk.
Dem großen Orgelimprovisator Bruckner huldigte Domorganist Wolfgang Kreuzhuber mit drei Einwürfen. Der Applaussturm galt den Sängern und Posaunisten aus dem Musikgymnasium und vor allem Wolfgang Mayrhofer.
Christine Grubbauer