Bruckner hätte sich gefreut

St. Florian: Herrliches Stiftskonzert mit Schnittke

Oberösterreichische Nachrichten, 07.09.2009
Stiftskonzert: Bruckner Orchester / Jeunessechor (4. 9.; St. Florian)

Das oö. Stiftskonzert am Freitag (eine Produktion von Linz09) stand ganz im Zeichen der Spiritualität der Stiftskirche St. Florian: beeindruckend vermittelt durch die exemplarische Wiedergabe der 2. Symphonie von Alfred Schnittke (1934-1998) mit dem Untertitel „St. Florian“. Maßgeblich für das Entstehen dieser sehr persönlichen Partitur war der unvergessliche Eindruck eines Besuchs der dunklen, kalten Barockkirche mit dem mystischen Flair. Dazu kam der Auftrag, „vielleicht etwas in Zusammenhang mit St. Florian“ zu schreiben.

Souveränes Dirigat Entstanden ist ein unorthodoxes Werk in formalen Grenzüberschreitungen, gegliedert nach den Teilen einer katholischen Messe. Es basiert auf vielfältigen Synthesen von menschlichen und instrumentalen Stimmen und zusätzlich auf dem Einbeziehen verschiedener Stilelemente, insbesondere des gregorianischen Chorals. Das Ergebnis bildet ein aussagestarkes und beeindruckendes Bekenntnis. Die Wiedergabe von Klangfarben, Explosionen, Steigerungswellen, schlichten Linien und impressionistischem Zauber war mustergültig und plastisch. Diese überwältigenden Leistungen sind dem Bruckner Orchester, den hohen sängerischen Tugenden des „Linzer Jeunesse Chors“ (Leitung: Wolfgang Mayrhofer) und den zwei sehr stark geforderten Solisten, auf der linken Orgelempore postiert, zu verdanken. Dirigent Dennis Russell Davies hat souverän durch das sehr anspruchsvolle Werk geführt.
Die zum Raum passende Einstimmung lieferte der Chor mit zwei Werken Bruckners und mit einem Titel der verhaltenen Klangwelt Arvo Pärts.
Aus der ausverkauften Kirche kam langanhaltender Beifall.
Franz Zamazal