Leidenschaftliche Streiter um Gottesfrieden
OÖ Nachrichten, 26.09.2016
Großen Jubel gab es am Freitag am Ende des Brucknerfest-Konzerts für das Wiener Jeunesse Orchester, den Linzer Jeunesse Chor, den Mozartchor des Musikgymnasiums Linz und für Bruckners große f-Moll-Messe. Und das nicht zu Unrecht. (….)
Einerseits hat Herbert Böck für dieses sich ständig übertrumpfende Glaubensbekenntnis Bruckners ideale Tempi gefunden, die alle sechs Teile in einem Guss erscheinen ließen und dadurch jegliche pathetische Frömmigkeit durch beinahe überbordende Musizierfreude bewusst umsteuerte, kein grübelndes sinnierendes Schwelgen, sondern tief überzeugtes Kämpfen für die Wahrheit des Glaubens, für das Heil durch den Frieden stiftenden Gott. (….)
Zwar waren speziell in den Streichern nicht immer alle Figuren derart zielstrebig ausgeführt, wie es die Holzbläser und Blechbläser vorlebten, trotzdem darf dem jugendlichen Klangkörper Respekt gezollt werden. Den verdient auch Wolfgang Mayrhofer, der seine beiden Chöre – den Linzer Jeunesse Chor und den Mozartchor des Musikgymnasiums Linz – mehr als nur bewundernswert studierte. Denn gerade bei dieser Messe läuft man Gefahr, den sich immer stärker massierenden Klangtürmen hinzugeben und auch stimmlich an die Grenzen des Machbaren zu gehen. Und das üblicherweise mit Verlusten, was die Klangfarbe, die Textdeutlichkeit und die Durchhörbarkeit einhergeht. Ganz im Gegenteil an diesem Abend. Nicht nur, dass die Klanglichkeit der Stimmen hervorragend gesetzt wurde, sondern auch die die Feinheit des Geflechts aus einzelnen Stimmen war bis ins letzte Detail zu vernehmen. Und trotz dieser Qualitäten gelang es den glasklar intonierenden jungen Stimmen, genügend Kraftreserven zu bewahren, um Bruckners Leidenschaftsausbrüche in aller Gewalt massiv zu unterstreichen. Die Solisten, die bei Bruckner – bis auf das Benedictus – eher undankbare Aufgaben zu erfüllen haben, waren mit Ursula Langmayr, Christa Ratzenböck, Alexander Kaimbacher und Martin Achrainer optimal besetzt. (….)
Michael Wruss