Beeindruckende Chor-Novitäten
Festival Vocale: Linzer Jeunessechor im Brucknerhaus
Oberösterreichische Nachrichten, 04.11.2013
Der dritte Abend des Festival Vocale im Brucknerhaus stand im Zeichen der A-cappella-Chormusik und präsentierte den Linzer Jeunessechor unter seinem Gründer und Leiter Wolfgang Mayrhofer mit einem Programm rund um Liebe und Vergänglichkeit – ein Streifzug von der Renaissance über die Romantik bis in unsere Zeit, die durch zwei bemerkenswerte Uraufführungen repräsentiert wurde.
Zum einen die zweite Fassung des nach Gerhart Hauptmanns „Hanneles Himmelsfahrt“ komponierten Chorwerks „Gesang der Engel“ von Herwig Reiter, bei der sich zu den beiden schon ursprünglich verwendeten Soloinstrumenten sechs weitere Instrumente (Studenten des Musikgymnasiums Linz) gesellen, die den klanglich opulenten Schluss noch steigern. Faszinierend der „Prolog“, in dem die Szene, in der das todkranke Hannele von einer Vision in Gestalt seiner verstorbenen Mutter heimgesucht wird, quasi als instrumentales Rezitativ vertont wurde. Der Text wird nur durch Violine (Josef Herzer) und Violoncello (Lisa Kilian) klanglich-emotional wiedergegeben. Erst danach kommt der Chor hinzu und verdichtet sich zusehends bis zum finalen Höhepunkt.
Ganz anders Erland M. Freudenthalers „… tú amante …“, ein Liederkonglomerat nach Texten von Rafael Alberti, Franz Wurm und Juan Ramón Jiménez, das erdige Farben mit gesprochenem Text und spannenden Harmonien verbindet und diese zum Licht führt. Beide Novitäten wurden mit großem Einsatz vom Jeunessechor überzeugend interpretiert. Fein auch die „Reincarnations“ op. 16 von Samuel Barber, Stefan Kalmers faszinierendes „When Shall We Three Meet Again“ und Johannes Brahms’ großangelegte Mottete „Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen?“ op. 74/1.
(wruss)